Wirtschaftsspiegel Thüringen Ausgabe 04/2014 - page 26

Automotive Thüringen
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Über den Flughafen Erfurt-Weimar ist öffentlich ausgiebig diskutiert worden. Er sei ein Millionengrab, die Angebote seien unattraktiv
und eigentlich würde er überhaupt nicht gebraucht. Die zuerst offenbar manipulierten und dann später stetig sinkenden Passagierzahlen
schienen den Kritikern Recht zu geben. Dennoch umgibt ihn bisweilen auch der Hauch des Exklusiven. Die Air Force One ist hier schon
gelandet und selbst der Papst hat dem Platz schon seinen Segen gegeben. Seit dem 1. November 2013 hat der Flughafen einen neuen
Chef. Nach gut einem halben Jahr Amtszeit sieht es so aus, als habe er den Airport auf Konsolidierungskurs gebracht.
Vielleicht muss man den Landesflughafen einfach nur einem
Thüringer anvertrauen, damit es läuft. Uwe Kotzan ist 52 Jahre alt
und stammt aus Bad Salzungen. Er war lange Jahre Fluglotse, was
man seinem ruhigen und besonnenen Wesen anmerkt. Dies, gepaart
mit Sach- und Fachkenntnis, scheint ihn zu prädestinieren, auch mit
schwierigsten Aufgaben fertig zu werden. Den Flughafen Rostock-
Laage hat er maßgeblich geholfen, zu einem zivilen Landeplatz um-
zugestalten. Zuletzt war er lange Jahre als Technischer Geschäfts-
führer des Airports im baden-württembergischen Schwäbisch Hall
tätig.
Seit dem 1. November steht Kotzan dem Flughafen Erfurt-Weimar
vor, dem kleinsten der 16 internationalen deutschen Airports. Aber
einem, der offenbar schlummerndes Potenzial in sich birgt. Die
Zahlen weisen eindeutig nach oben. 2013 wurden rund 15 Prozent
mehr Passagiere abgefertigt, im ersten Quartal 2014 sogar fast 60
Prozent. Auch bei den Frachtflügen gibt es Zuwächse. Nicht zuletzt
ist der Vertrag mit TNT, die in Bindersleben ein Frachthub betreibt,
kürzlich um fünf Jahre verlängert worden. Für Kotzan ist das ein gu-
tes Zeichen: „Die Trendwende ist geschafft, es geht aufwärts.“ Um
gleich danach auf die Euphoriebremse zu treten: „Wir kommen aber
von einem sehr niedrigen Niveau.“
Die wesentlichen Passagierbringer sind die Pauschalreisen. Für sie
– also für die Airlines und Reisebüros – werden Infrastruktur und
Dienstleistungsangebote vorgehalten. „Die müssen sich bei uns
wohlfühlen“, sagt Kotzan, „dann bleiben wir als Destination interes-
sant.“ Neben den reinen Urlaubsflügen spielt das Incoming mittler-
weile wieder eine Rolle in Bindersleben. Germania fliegt zweimal
pro Woche nach London. „Diese Linie hat noch Potenzial“, meint der
Flughafenchef.
Aber allein den Blick auf die jährlichen Passagierzahlen und das ein-
gefahrene Defizit zu richten, greift zu kurz. Ein Flughafen ist und
Viele wissen nicht,
was über die Luft geht
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