Wirtschaftsspiegel Thüringen Ausgabe 04/2014 - page 37

Wertedebatte
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Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer von digitalen Medien geprägten Welt auf. Die
kompetente Nutzung der Medien wird in Zukunft immer stärker eine wichtige Rolle spielen.
Der spielerische Einstieg gestattet das Experimentieren innerhalb der Nutzungsmög-
lichkeiten, so dass sich Medienkompetenz entwickeln kann. Professionelle Berater der
Suchthilfe und Pädagogen werden jedoch zunehmend auch mit Fragen zum problematischen
Medienkonsum konfrontiert.
Medien mit Suchtpotenzial
Hier setzt die gemeinsame Initiative der
Thüringer Landesstelle für Suchtfragen
(TLS) und der Techniker Krankenkasse
(TK) an. „F1 – Hilfe bei exzessiver und
pathologischer Mediennutzung“ um-
fasst drei Bausteine mit zielgruppen-
spezifischen Unterstützungsangeboten
in Thüringen.
Im Rahmen der Initiative sind zum ei-
nen sogenannte F1-Infoboxen entstan-
den, mit welchen die regionalen Sucht-
beratungsstellen in allen Landkreisen
und kreisfreien Städten im Freistaat ar-
beiten. Die Boxen sammeln methodi-
sches Material und Infobroschüren. Sie
werden einerseits zur präventiven Ar-
beit mit Kindern und Jugendlichen
sowie Eltern und Bezugspersonen ein-
gesetzt, beispielsweise in Medienkom-
petenzseminaren, zum anderen zur
Fortbildung professioneller Berater.
Darüber hinaus stehen die F1-Info-
blätter für Jugendliche und Eltern zur
Verfügung.
„Kinder und Jugendliche müssen den
Umgang mit den Neuen Medien erler-
nen. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn
sie Online-Spiele und soziale Netzwer-
ke exzessiv nutzen“, erklärt Guido Dres-
sel, Leiter der TK-Landesvertretung
Thüringen. „Mediensucht geht mit ver-
schiedenen psychischen Symptomen
.
Hintergrund:
.
einher wie Schlaflosigkeit, Nervosität
oder depressiven Verstimmungen. Das
stundenlange Sitzen vor dem Computer
führt aber auch zu körperlichen Prob-
lemen wie Rückenschmerzen oder Seh-
schwierigkeiten. Bei einem Verbot kann
es zudem bei Betroffenen zu Entzugs-
erscheinungen kommen."
Ein spezielles beraterisch-therapeuti-
sches Gruppenprogramm bildet einen
weiteren Baustein innerhalb des Pro-
jektes und wird thüringenweit in sieben
Suchtberatungsstellen vorgehalten. Es
wendet sich an Mediennutzer, die be-
reits Ansätze missbräuchlicher oder ab-
hängiger Konsummuster zeigen, ver-
steht sich aber vor allem auch als
Frühinterventionsangebot.
Die aktuellste Veröffentlichung im
Bereich Internetkonsum und Ab-
hängigkeit, die Studie „Prävalenz
der Internetabhängigkeit – Diag-
nostik und Risikoprofile“ (PINTA-
DIARI) der Universität Lübeck im
Auftrag des Bundesgesundheits-
ministeriums, wirft ein Schlaglicht
auf den Umfang der Problematik.
Bereits ein Prozent der Bevölkerung
zwischen 14 und 65 Jahren hat ein
problematisches Medienverhalten.
Insbesondere die jüngeren Alters-
gruppen sind betroffen: Bei den
14- bis 16-Jährigen ist sogar für vier
Prozent ein pathologisches Verhal-
ten nachgewiesen, in der Alters-
gruppe 14 bis 24 sind es 2,4 Prozent.
Weiterführende Informationen zur Thü-
ringer Präventionsinitiative gegen Me-
diensucht sind auf der Internetseite der
TK-Landesvertretung mit dem Webcode
576192 zu finden.
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